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Das Grinzner Ritter - Bauernspiel 1896

Der Tiroler Schriftsteller Anton Renk veröffentlichte in verschiedenen Zeitungen folgendes Theatererlebnis in Grinzens, nachfolgend entnommen den „Geschichten aus dem Volke für das Volk“, Bozen, 1902
Durch Zufall hatten wir etwas vom Grinzner Bauernspiel gehört. Der Aufstieg von Kematen war freilich etwas heiß, desto schöner aber ist s droben.

Schon von weitem grüßt die weißrote Flagge aus dem Grün. Die Häuser liegen am Hang zerstreut, als wären sie aus einem Würfelbecher gefallen und drunten küsst und kost der Bach die Uferblumen.

Das Theater selbst, ein scheunenartiger Holzbau, unterscheidet sich nicht viel von den übrigen bäuerlichen Musentempeln, nur ist er ziemlich klein, eigentlich bloß für den Hausgebrauch der Grinzner berechnet. Die Bühne macht beinahe den Eindruck eines Marionettentheaters. Das Stück hat schon angefangen. In "Parterre" und "Logen" ist es mäuschenstill, denn die Liebesszene zwischen der schönen Berta von Schreckenstein und dem jungen Ritter Richard von Eschenburg ist gerade im besten Zuge, da erscheint die Magd und bringt den - Nachmittags­kaffee. Flugs erhält die
Arme für die unwillkommene Störung des tete a tete von der erbosten Edeldame eine gesalzene Ohrfeige. Der Ritter ist über die Energie der Schönen jedoch nicht besonders erbaut und er benützt die Sache als Vorwand, sich davon zu machen. In Wirklichkeit liebt er jedoch eine andere, die schüchterne Wulthilde. Doch über den weiteren Fortgang wollen wir nichts verraten. Die folgenden Szenen bie­ten so yiel naiven kernigen Volkshumor und echten Bauernwitz. Den Ritter Kunibald, Bösewicht von Profession, bringt der Di­rektor selbst zur Darstellung. Die Maschinerie des Theaters ist zu be­wundern. Ein Fuchs läuft so schnell über die Bühne, dass sich unser Stadttheater ein Muster daran nehmen könnte.
Wir können nur den Wunsch aussprechen, dass die Grinzner bei ihrer naiven Darstellung bleiben mögen, denn gerade diese macht den Hauptreiz bei ihrem Spiele aus.

Unter Benützung des um 1 Uhr 40 Minuten von Innsbruck abge­henden Zuges, von Kematen aus nach drei viertelstündigem Marsche kann man leicht das "Gspiel" ansehen. An allen Sonntagen, Ausnahme - Portiun­cula – Sonntag wird gespielt. Wer vorsichtig ist, fährt mit dem Zuge um sieben Uhr 39 Minu­ten, denn der 10 Uhr Zug lässt sich merkwürdig leicht vergessen, beson­ders, wenn es so lustig hergeht, wie am letzten Sonntag. Aus dem Boten für Tirol u. Vorarlberg, 23.Juli 1896.(13159)

Eine wahre Perle eines Bauerntheaters haben die. Innsbrucker in nächster Nähe, dem reizend gelegenen Grinzens. Da findet man noch das unverfälschte, von der Kunst unbeleckte „Gspiel", so herzig und nett und so voller Urwüchsigkeit. Das Theater befindet sich in einer mäßig großen Bretterbude mit hölzernen Bänken, von denen nur die erste Reihe als "teure Sitze" 30 kr. reserviert ist. Die übrigen Plätze 20 und 10 kr. Die Kinder zahlen die Hälfte.
Das Orchester besteht aus sieben Mann und es spielten die Leutchen alle Stücke wacker herunter, bis auf eines, wo der Violinspie­ler a falsches Blattl derwischt hatte und der Kapellmeister mit großer Geistesgegenwart den Bass mit seinem Instrument so lange markier­te, bis sich der andere Nachi gfunden hatte. Die mittelgroße Bühne war mit alten, oft köstlich gemalten Dekorationen versehen, und der Vorhang rumpelte alle Augenblicke nie­der, denn es gab eine Unmasse von Verwandlungen.

Wenn ich nun die eigentliche Aufführung und die Handlung des Stückes zu schildern versuche, so schicke ich voraus, dass mir jeder Spott ferne liegt, dass ich keine Kritik schreibe und dass ich meinen Kollegen in Grinzens, den wackern Wirt vom Hermannshof, wie ich es schon persönlich tat, an dieser Stelle nochmals bitte, diese prächtigen Vorstel­lungen seines echten Bauerntheaters ja nicht zu ändern und eine Perle volkstümlicher dramatischer Darstellung zu erhalten, wie sie leider Gottes immer seltener werden im Lande. Der Dichter des aufgeführten Stückes ist der Wiltener Metz­ger Zeuner, welcher geschäftlich zugrunde gegangen, als armer Mann von seiner Zuständigkeitsgemeinde in Grinzens ausgestattet war. Zur Auffüh­rung gelangte: „Fragenstein und Völlenburg oder Siegharts und Uttas Fall.“ Die Akte unterteilen sich in die Schwelgerei, die Scheinbuße, der Räuberhäuptling und der bekehrte Sünder. Im Stücke kommen vor: 2 Gattenmorde, die Ermordung eines Zwillingspaares, ein Selbstmord schauerlichster Weise, in dem eine Ritterfrau, wie sie, sich in ein Schwert stürzend, erklärt „durch kalten Stahl rennt“. Sieghart macht unzählige Selbstmordversuche in den anmutigsten Variationen, dann erschlägt ein Bär 4 Räuber, ein im Walde geborenes Kind stirbt an Nahrungsmangel, die Mutter an Körperschwäche und den Sieghart triff "a Schlagl". Mehr kann man um 30 kr. Eintritt nicht verlangen. Der Wirt des Hermannshofes ist der Spielleiter, sein Töchterlein Seffi spielt das Ritterfräulein Utta von Völleberg. Der Tiefenbrunner Bauer spielt die Frau des Ritters von Fra­genstein und später die Rolle der Nannchen, eine Köchin (dass ich weinte vor Lachen). „Der große Karl“ hatte sein Wams verkehrt angelegt. Ein sehr guter Komiker war der Waldaufseher Franz Beiler. (Latschnfranzl)

Zu Beginn der Vorstellung erfolgte eine Erklärung des ganzen Stückes durch einen " Pilgram". Die Bauern lauschten mit Andacht. Jeden­falls fanden sie sich an Hand dieser Erklärungen leichter zurecht.“