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GEDANKEN ZUR AUFFÜHRUNG DER „PASSION“ VON E. SCHÖNWIESE DURCH DIE SENDERSBÜHNE GRINZENS

Das Wort „PASSION“ hat eine zweifache Bedeutung: Leiden/Leidensweg und Leidenschaft! Die Passion Jesu schließt beides ein; sie meint den grausamen Leidensweg Jesu (die Außenseite) und die leidenschaftliche Liebe Jesu zu dieser verlorenen Welt (die Innenseite). Die erlösende Leidenschaft des Mannes aus Nazaret ist die Grundmotivation für den leidvollen Weg, den er – stellvertretend und Seite an Seite aller Leidgeprüften dieser Erde - in Freiheit gewählt hat, um gerade so durch alles Leid hindurchzuführen.

Die „Passion“ von E. Schönwiese, an die sich die Sendersbühne von Grinzens mutig heranwagt, ist meiner Einschätzung nach ein gelungener, einfühlsamer Versuch, die Leidensgeschichte Jesu in einer originellen Fassung dramatisch darzustellen.
Die Bildfolge ist spannend; überraschende Verknüpfungen biblischer Gestalten und Szenen sind legitimer Ausdruck künstlerischer Freiheit.

Mein Wunsch und meine Hoffnung: dass die Schauspieler und Schauspielerinnen sowie die vielen Zuschauer auch die Innenseite des dramatischen Geschehens nachempfinden und erahnen können – die Botschaft von einem Gott, der sich in Jesus mit dem vielfachen Leid dieser Welt solidarisch gemacht hat u n d es auf einen jetzt noch dunklen und kaum begreifbaren Sinn hin aufgebrochen hat.
Von M.Gandhi wird folgende Episode erzählt: „Er war in Begleitung eines christlichen Missionars in Südafrika unterwegs zu einer Kirche. Vor dem Kruzifix blieb Gandhi stehen, beugte sich ehrfürchtig und verharrte so für einige Zeit. Dann wandte er sich dem Missionar zu und sagte leise: „Es ist das geduldige Leiden, das uns erlösen wird – Inder, Europäer, Afrikaner. Ihr Kreuz, Herr Pater, verkündet eine große Wahrheit für die ganze Welt.“

Ich danke der Sendersbühne für ihren Mut, etwas von dieser schwierigen Wahrheit im respektvollen Schauspiel darzustellen. Und ich wünsche von Herzen ein gutes Gelingen!

BV Ernst Jäger, Seelsorger in Grinzens